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Rützengrün
Seine Entstehung verdankt der Ort offenbar seinem Rittergut, welches bereits 1298 von dem Vogt namens Heinrich von Plauen (genannt der "Rütze" auch "Rucze"), erbaut wurde. Über Jahrhunderte hinweg verblieb das Rittergut im Besitz der "Edlen von der Planitz". Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Rittergut bereits 1411. Es wird angenommen, dass es sich hier zunächst um ein Vorwerk des Burggrafen von Dohna (mittelterlicher Uradel) handelte.
Die Ansiedlung lag ehedem an der alten Post- und Commerzialstraße Plauen-Schneeberg, die über Auerbach-Sorga, Rützengrün und Wernesgrün führte. 1542, nach dem Tod des Hans Edlen von der Planitz, richtete sich Hans Georg v.d. Planitz das "Vorwerk Ruczengrune" als Wohnsitz ein.
In den Kirchenbüchern von Auerbach wird 1748 ein "Schulhäuslein" und ein "Kinderlehrer" für "Kinder aus 39 Häusern" erwähnt. Jedes Kind hatte dafür wöchentlich 6 Pfg. zu entrichten. 1850 besuchten 43 Knaben und 55 Mädchen, auch aus Sorga, den Unterricht. 1881 baute man deshalb ein Schulhaus, welches man schließlich 1905 erweiterte.
Rützengrün war eine rein landwirtschaftliche Gemeinde, verbunden mit Waldarbeit und Handweberei bis zum Einzug der Stickerindustrie im 19. Jahrhundert. Im Jahre 1901 wurde das Rittergut mit 368ha Land von den Papierfabrikanten Gebrüder Brettschneider erworben. In dieser Zeit entstand auch das Herrenhaus des Rittergutes.
Die Rützengrüner Einwohnerzahl erhöhte sich ständig, im Jahre 1910 war sie auf 703 Personen angewachsen.Die Anbindung an ein modernes Straßennetz brachte 1910/11 die erste, 1920 die zweite Verbindung zu Rodewisch (Alte und Neue Rützengrüner Straße). Ein weiteres Hinrücken zu Rodewisch ergab sich in den 30er Jahren.
Das Melde- und Standesamt sowie die große Rodewischer Pestalozzi-Schule waren die Gründe. Der Omnibusverkehr ermöglichte schnellere und bessere Einkaufsmöglichkeiten im Nachbarort.
1925 weihte man in Rützengrün die "Luther-Kirche" als eigene evangelische Kirche. Dabei wurde die vor der Kirche stehende "Luther-Eiche" gepflanzt.
Seit 1936 ist das Rittergut im Besitz der Familie Hähnel. Seine Flächen und Stallungen wurden in der Zeit 1954 bis zum Zusammenbruch der DDR von der LPG genutzt. Am Dorfrand erbaute diese 1980 einen Großviehstall für 4200 Rinder und vier riesige Futtersilos. Auf dessen Gelände befindet sich seit 1993 eine mikrobiologische Bodensanierungsanlage.
Dörfliche Idylle | Einfamilienhaussiedlung | Spielplatz |
Ortsteil von Rodewisch ist Rützengrün seit dem 1. Januar 1992.
Im Laufe der Zeit hat sich Rützengrün vom Bauerndorf zu einem liebenswerten Wohnort entwickelt. Vor allem seit 1990 haben sich viele junge Familien im Ort angesiedelt.
Die Ortsdurchfahrt Rützengrün wurde 2009 umfassend erneuert.
Es erfolgten Straßenbau- und entwässerung, Verrohrung des Dorfbaches sowie Gehweg- und Regenwasserkanalbau. Der Zweckverband Wasser und Abwasser Vogtland, die Telekom und Envia (Strom) haben ebenfalls notwendige Leitungsauswechslungen vorgenommen.
Im Jahre 2010/2011 erfolgte nach alten Originalplänen die aufwendige Restauration des denkmalgeschützten Herrenhauses. Dieses befindet sich, wie auch die Stallungen des Dreiseitenhofes und die Ländereien, weiterhin im Privatbesitz der Familie. Es stellt eine architektonische historische Besonderheit des Vogtlandes dar.
Im August 2011 feierte Rützengrün die 600-jährige Ersterwähnung im Rahmen der Kirmes mit einem Dorffest. Zur Durchführung der Feierlichkeiten hat sich im Jahr 2010 der Rützengrüner Heimatverein gegründet, der gemeinsam mit dem örtlichen Feuerwehrverein am 2. Adventswochenende einen kleinen, gemütlichen Weihnachtsmarkt veranstaltet. Das jährliche Höhenfeuer und die Kirmes sind seit Jahren gute Tradition.
Das ehemalige Feuerwehrgerätehaus wurde 2020 umfassend saniert und dient nun als Begegnungsstätte für Jung und Alt.
Foto: Stolze Rützengrüner mit Pia Heckel (Bauamt) und Bürgermeisterin Kerstin Schöniger vor dem neuen Bürgerhaus
Besonders hervorzuheben ist eine geologische Besonderheit auf Rützengrüner Flur, eine Brekzie, an der neuen Rützengrüner Straße gelegen. Das ist ein Sedimentgestein aus kantigen Gesteinstrümmern. In diesem Falle sind es Verkittungen von Phyliten.